„Ich bin ein bedeutender Fürst Europas“
Es ist immer wieder erstaunlich, was Forschungen zur europäischen Geschichte
im Laufe der Zeit ans Tageslicht bringen. Und dass es immer wieder enge Verbindungen
zu unserem Land und geschichtsträchtigen Orten gibt, wie es nun beispielsweise Schloss Runkelstein ist.
So lud kürzlich der Heimatschutzverein Bozen Südtirol unter Obmann Helmut Rizzolli, zusammen mit der Musikschule Bozen, in die „Bilderburg“, um den Spuren des „letzten Ritters“, wie Maximilian I. genannt wurde, zu folgen. Begonnen wurde die Matinee mit dem bekannten Lied „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac.
Die Urfassung stammt aus dem Jahr 1495 und sollte das Leben und die Stimmung Maximilians in jener Zeit widerspiegeln. „Maximilian wurde 1508 Kaiser. Zuvor war er Herzog von Burgund und wurde 1486 römisch-deutscher König. Am 4. November 1501, also noch als König, kam er erstmals nach Runkelstein. Er hatte sogleich eine enge Beziehung zu dieser Burg, er bezeichnete sie auch als sein Schloss“, erklärte Rizzolli. Im Inventar scheinen ein Schreibtisch mit einem Vorhängeschloss, eine Bettstatt mit einem Himmel, ein sogenannter Fladerer Kasten (Maßwerk), eine Truhe, eine kleine Orgel mit Blasebalg, ein Gablerspieß (um sich wehren zu können) und 3 Schemel für das Bett auf. „Was Maximilian sehr faszinierte, waren die 9 Helden des Altertums. Sie inspirierten ihn sein ganzes Leben lang. Man muss dabei bedenken, dass die vorhandenen Fresken bereits etwa 100 Jahre vor Maximilians Besuch durch das Geschlecht der Herren von Vintler geschaffen wurden“, sagte Rizzolli. Schloss Runkelstein sei zu einem
Schlüsselerlebnis für den Kaiser geworden. Er habe nämlich den Bozner Zöllner Hans Ried, der des Mittelhochdeutschen mächtig war, beauftragt, in einer Sammlung die mittelalterlichen Heldenepen zusammenzutragen und zu übersetzen. Das als „Ambraser Heldenbuch“ bezeichnete Werk enthält mehrere Hundert Pergamentblätter, in denen neben dembekannten Nibelungenlied auch viele andere höfische Erzählungen Eingang fanden. „Maximilian lässt auch die Fresken erneuern. Sie werden aber nicht verändert, einzig sein Wappen und seine Familie bringt er mit ein“, ergänzte Rizzolli. „Ich erinnere auch daran, dass auf seinen Münzen die Worte eingeprägt waren: ‚Ich bin ein bedeutender Fürst Europas‘ und dies vor 400 Jahren. Man sieht, wie weitsichtig Kaiser Maximilian schon damals war“,meinte Rizzolli Besichtigt und erklärt von Helmut Rizzolli und Kunsthistoriker Florian Hofer wurden weiters das Badezimmer, das Jagdzimmer und das Sommerhaus. Die Schüler der Musikschule Bozen – neben Petra Sölva warenHelga Bohnstedt und Johanna Springeth als Gitarren- und Blockflötenlehrerinnen mit dabei – begleiteten stimmig den aufschlussreichen Rundgang in der „Bilderburg“. ©Alle Rechte vorbehalten