Schloss Rodenegg ist das zweitgrößte Schloss Südtirols und eine Besichtigung der Infrastruktur der Anlage lohnt sich. Der größte Schatz der Burg ist jedoch kunsthistorischer Natur und lockt seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, viele Liebhaber der Kunst an.
Aus dem Anlass der erst vor kurzem freigelegten Fresken der romanischen Kapelle, hat der Heimatschutzverein eine Matinee organisiert. An dieser Stelle möchten wir als Heimatschutzverein Bozen, den gräflichen Familien Thurn und Taxis und Wolkenstein-Rodenegg für die Erlaubnis dieser Matinee, herzlich bedanken.
Bis man zum Kern des Schlosses gelangte, führte Dr. Dr. Prof. Helmuth Rizzolli durch die Teile der Wehranlagen und gab Erläuterungen bezüglich der Entstehungsgeschichte des Schlosses, sowie der historischen Herrschaftsverhältnisse. Schließlich kam man zum Trakt der berühmten Ywein Fresken, sowie der Kapelle. Nach den hochkarätigen Musikeinlagen seitens mehrerer Musiker und Sänger der Musikschule Bozen, gab es eine Führung von der Direktorin des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler: Dr. Waltraud Kofler Engl, welche die “neue-alte“ Kapelle vorstellte.Das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler hat die romanische Burgkapelle von Rodenegg über mehrere Jahre restauriert.Die mittelalterliche Burgkapelle an der Ostseite der Burg, wurde um 1580 aufgelassen und von Befestigungsmauern und einem barocken Gewölbe verbaut.
2007 gab der damalige Landeskonservator Helmut Stampfer einen ersten Auftrag zur Restaurierung. Der Malereifund zeichnet sich durch eine außergewöhnlich gute Freskotechnik und die Verwendung des teuren Lapislazuli aus und ist in das zweite Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts zu datieren. Er stammt mit Sicherheit von einer anderen Malerhand als der in etwa zeitgleich entstandene Ywein-Zyklus.
In der Apsis-Wölbung hat sich das Fragment des Christus, in der Mandorla erhalten. Die am besten erhaltenen Partien befinden sich im oberen Register mit der Mantelspende des heiligen Martin aus einem ehemals größeren Martinszyklus. Von hoher Qualität und Ausdruckskraft ist die muskulöse männliche Figur mit gezopftem Barthaar in der Sockelzone, die in gebeugter Haltung nach dem Vorbild des mythologischen Riesen Atlas die Last des Himmelsgewölbes trägt.
Die Ywein Fresken sind das europaweit älteste erhaltene Zeugnis ritterlich höfischer Wandmalerei. Sie sind fast die einzigen profanen Fresken der Romanik, welche eine besonders hohe künstlerische Qualität aufweisen. Die Fresken handeln vom ersten Teil des Ywein-Romans des Hartmann von der Aue aus dem frühen 13. Jh.